Trittschall im Altbau senken: Unterlagen, Trockenestrich und schnelle Lösungen für 10 bis 25 dB weniger Lärm
Warum trampelt es hier? Trittschall im Altbau verstehen
Trittschall entsteht, wenn Schritte, Stühle oder herunterfallende Gegenstände die Decke in Schwingung versetzen. In vielen deutschen Altbauten sind Holzbalkendecken oder dünne Betondecken verbaut. Beides leitet Körperschall gut weiter. Ergebnis: Jeder Schritt ist unten hörbar.
Wichtige Begriffe: ΔLw ist die Trittschallverbesserung einer Maßnahme in dB. 10 dB weniger werden subjektiv etwa halb so laut wahrgenommen. Hersteller von Unterlagen geben häufig ΔLw 17 bis 23 dB an. Achtung: Das ist ein Laborwert, der stark vom Aufbau abhängt. Realistisch sind 10 bis 20 dB in bewohnten Altbauten.
Ziele und Grenzen: Mit einer passenden Unterlage unter Laminat oder Vinyl holen Sie 10 bis 20 dB heraus. Mit Trockenestrich auf Dämmung sind 20 bis 30 dB drin, sofern Höhe und Türen es zulassen. Komplett still bekommen Sie Altbauten nicht, aber Sie können das Trampeln deutlich entschärfen.
- Bevorzugte Montage: schwimmend verlegte Systeme mit Randentkopplung
- Wichtige Details: Randdämmstreifen, durchgehende Unterlage, saubere Übergänge, entkoppelte Sockelleisten
- Höhe: 2 bis 35 mm plus Belag - prüfen Sie Türen, Schwellen und Heizkörperventile
Micro-BOM - 20 m2 Altbauzimmer, schwimmender Boden
- Trittschalldämmung PU-mineral, 5 mm - 22 m2 - 120 bis 180 EUR
- Vlies-Randdämmstreifen, 8 mm x 50 m - 2 Rollen - 20 bis 30 EUR
- Dampfbremse PE 0,2 mm (nur auf mineralischem Untergrund) - 25 m2 - 20 bis 35 EUR
- Alu- oder Papierklebeband für Stöße - 1 Rolle - 6 bis 12 EUR
- Laminat 7 bis 8 mm, Nutzungsklasse 32 - 22 m2 - 260 bis 420 EUR
- Sockelleisten 60 mm - 45 lfm - 130 bis 220 EUR
- Übergangsprofile 3 Stück - 30 bis 60 EUR
- Optional: Trockenestrich 20 mm - 20 m2 - 560 bis 900 EUR plus Dämmplatten 10 mm - 120 bis 220 EUR
- Werkzeug: Stichsäge, Cutter, Zugeisen, Schlagklotz, Distanzkeile - falls nicht vorhanden 30 bis 60 EUR
Gesamt: Unterlage + Laminat + Zubehör 566 bis 957 EUR. Mit Trockenestrich 1.246 bis 2.137 EUR.

Materialien im Überblick: was wofür taugt
PE-Schaum 2 bis 3 mm
- Pro: günstig, leicht zu verlegen
- Contra: geringe Druckfestigkeit, begrenzte Wirkung
- ΔLw: 17 bis 19 dB, R ca. 0,03 m2K/W
- Einsatz: Budgetlösung unter Laminat, nicht für LVT unter 4 mm
PU-mineral Unterlage 3 bis 5 mm
- Pro: hohe Dichte, gute Dämmung, formstabil
- Contra: etwas teurer
- ΔLw: 19 bis 22 dB, R ca. 0,01 bis 0,02 m2K/W
- Einsatz: Allrounder für Laminat und dickeres Vinyl mit Klick
Gummi- oder Kork-Gummigranulat 3 bis 6 mm
- Pro: sehr robust, gute Schallreduktion
- Contra: Gewicht, Geruch anfangs möglich
- ΔLw: 20 bis 23 dB, R ca. 0,03 bis 0,05 m2K/W
- Einsatz: hohe Belastung, auch für Mietwohnungen gut
Kork 2 bis 4 mm
- Pro: natürlich, nachhaltig
- Contra: höherer Wärmewiderstand, begrenzte Druckfestigkeit
- ΔLw: 18 bis 20 dB, R ca. 0,04 bis 0,07 m2K/W
- Einsatz: Wohnräume ohne Fußbodenheizung ideal
Holzfaser 5 bis 10 mm
- Pro: nivelliert kleine Unebenheiten, gute Akustik
- Contra: größere Aufbauhöhe, feuchteempfindlich
- ΔLw: 19 bis 23 dB, R ca. 0,07 bis 0,10 m2K/W
- Einsatz: über Dielen, wenn Höhe vorhanden
Trockenestrich 18 bis 25 mm plus Dämmung 10 bis 20 mm
- Pro: spürbar bessere Akustik, ebene Fläche
- Contra: Höhe, Gewicht, Kosten
- ΔLw: 23 bis 30 dB je nach System
- Einsatz: nachhaltige Lösung bei Sanierung
Hinweis Fußbodenheizung: Summe der Wärmewiderstände aus Unterlage + Belag sollte 0,15 m2K/W möglichst nicht überschreiten. Wählen Sie hierfür dichte, dünne Unterlagen mit niedriger dynamischer Steifigkeit.
Drei sinnvolle Setups für Altbauten
1. Schnell und günstig - Mietwohnung, 10 bis 15 dB
- Untergrund: ebene Dielen oder alter Estrich
- Unterlage: PU-mineral 3 bis 5 mm oder Gummigranulat 4 mm
- Belag: Laminat 7 bis 8 mm, schwimmend
- Ränder: Randdämmstreifen 8 bis 10 mm
- Kosten: 25 bis 45 EUR pro m2 Material
- Höhe: 10 bis 13 mm gesamt
Vorteil: reversibel, Vermieterfreundlich. Achten Sie auf saubere Randentkopplung und durchgängige Unterlage ohne Kreuzfugen.
2. Solide Verbesserung - Vinyl oder Laminat, 15 bis 20 dB
- Untergrund: alte Dielen verschraubt und gespachtelt oder dünner Estrich
- Unterlage: Gummi-Kork 5 mm oder PU-mineral 5 mm, hohe Dichte
- Belag: Klick-Vinyl ab 5 mm mit stabiler Trägerplatte oder Laminat 8 bis 10 mm
- Zusatz: lokale Ausgleichsmatte an Gehwegen
- Kosten: 35 bis 60 EUR pro m2 Material
- Höhe: 12 bis 16 mm
Vorteil: spürbar ruhiger, robust. Achten Sie bei LVT auf Unterlagen mit geringer Druckverformung, damit die Klick-Verbindung stabil bleibt.
3. Ambitioniert - Trockenestrich, 20 bis 30 dB
- Untergrund: Holzdecke oder Rohbeton
- Aufbau: 10 bis 20 mm Trittschalldämmplatten mit Randstreifen, darauf 20 bis 25 mm Trockenestrichelemente, verklebt und verschraubt
- Belag: Vinyl, Parkett oder Laminat nach Wunsch
- Kosten: 60 bis 110 EUR pro m2 Material
- Höhe: 30 bis 45 mm plus Belag
Vorteil: beste Wirkung ohne Nassestrich. Prüfen Sie Türhöhen, Stufen und statische Lasten. In Mietwohnungen nur mit Zustimmung umsetzen.
Montage Schritt für Schritt - schwimmender Aufbau
So gehen Sie bei 20 m2 Wohnraum vor. Planen Sie 1 Tag für Vorbereitung, 1 Tag für Verlegung.
- 1. Diagnose: Untergrundtyp feststellen - Dielen, Estrich, Spanplatte. Höhen frei messen, Türblatt und Schwellen prüfen.
- 2. Untergrund sichern: Lockere Dielen mit 5 x 60 mm Schrauben auf Balken fixieren. Knarrstellen entlasten, Fugen mit Parkettspachtel schließen. Bei Estrich Ausbrüche mit Spachtelmasse füllen.
- 3. Ebenheit: Richtlatte 2 m anlegen. Unebenheiten über 3 mm ausgleichen. Holzfaserplatten oder Spachtelmasse nutzen.
- 4. Feuchte: Auf Holz keine PE-Folie. Auf Estrich oder über Kellern eine 0,2 mm PE-Dampfbremse mit 20 cm Überlappung und verklebten Stößen verlegen.
- 5. Randdämmstreifen: Entlang aller Wände, Türzargen, Heizungsrohre anbringen. Sie entkoppeln den Boden vom Mauerwerk.
- 6. Unterlage verlegen: Stoß an Stoß, nicht überlappen. Stöße mit Klebeband luftdicht abkleben. Keine kreuzförmigen Fugen.
- 7. Bodenbelag: Panels quer zur Hauptlaufrichtung. Dehnfuge 10 bis 12 mm am Rand einhalten. Zugeisen und Schlagklotz einsetzen.
- 8. Übergänge: Profile flächenbündig montieren. Keine harte Verbindung zwischen schwimmendem Boden und Fliesen.
- 9. Sockelleisten: Möglichst Clip-Leisten oder Leisten mit weicher Dichtlippe. Leisten nicht starr auf den Boden pressen. Randstreifen erst nach Montage bündig abschneiden.
- 10. Kontrolle: Mit Schrittprobe und fallender Kugel testen. Hohlstellen lokalisieren und nacharbeiten.

Heizung, Feuchte und Rechtliches
- Fußbodenheizung: Wärmewiderstand Unterlage + Belag klein halten. Dichte Unterlagen mit geringer dynamischer Steifigkeit bevorzugen. Herstellerfreigaben beachten.
- Feuchte: Auf Holz keine Dampfbremse einbauen. Gefahr der Feuchtestauung. In Kellern nur mit gesicherter Abdichtung und Estrich.
- Mietwohnung: Schwimmende, reversible Lösungen sind meist unkritisch. Größere Umbauten wie Trockenestrich mit Vermieter abstimmen.
- WEG und Normen: DIN 4109 regelt Mindestschallschutz. In Bestandsgebäuden gilt oft der zum Baujahr passende Standard. Maßnahmen sollten den Schallschutz nicht verschlechtern.
Häufige Fehler und wie man sie vermeidet
- Lücken in der Unterlage: Jede Fuge ist ein Schallkanal. Immer Stoß an Stoß verlegen und verkleben.
- Randstreifen vergessen: Starre Wandberührung überträgt Körperschall. Randdämmstreifen sind Pflicht.
- Falsche Unterlage unter LVT: Zu weiche Unterlagen lassen Klick-Verbindungen brechen. Auf Druckfestigkeit achten.
- Höhe ignoriert: Türen schleifen, Sockel stehen an. Höhe vorab planen, Türblätter ggf. kürzen.
- Brücken durch Sockelleisten: Leisten nicht in den Boden pressen. Mit Clip-Systemen oder Dichtlippen arbeiten.
- Dampfbremse falsch: Auf Holz keine PE-Folie. Auf Estrich Folie überlappend und dicht verkleben.
Praxisbeispiele und grobe Kosten
- 20 m2 Wohnzimmer, Laminat + PU-mineral 5 mm: 600 bis 950 EUR Material, 1 bis 2 Tage Eigenleistung, ΔLw realistisch 12 bis 18 dB.
- 20 m2 Schlafzimmer, Vinyl 5 mm + Gummigranulat 4 mm: 700 bis 1.100 EUR, ΔLw 15 bis 20 dB. Teppichläufer zusätzlich im Laufweg bringt weitere 2 bis 3 dB.
- 20 m2 Arbeitszimmer, Trockenestrich 20 mm + 10 mm Dämmung + Vinyl: 1.300 bis 2.100 EUR, ΔLw 22 bis 28 dB, Aufbauhöhe ca. 35 mm plus Belag.
Tipp für knarrende Dielen: Verschrauben, Fugen füllen, darüber 5 bis 10 mm Holzfaser als Entkopplung, dann Laminat. Das nimmt sowohl Knarren als auch Trittschall.
Podsumowanie
- Ziel definieren: 10 bis 15 dB mit Unterlage, 20 bis 30 dB mit Trockenestrich.
- Untergrund prüfen: Ebenheit, Feuchte, Höhe. Auf Holz keine Dampfbremse.
- Unterlage passend wählen: dichte, druckfeste Matten für Laminat und LVT.
- Randentkopplung konsequent: Randstreifen vor Leisten, Profile schwimmend.
- Fußbodenheizung beachten: Wärmewiderstand unter 0,15 m2K/W halten.
- Mietrecht klären: Reversible Lösungen bevorzugen, große Umbauten abstimmen.
FAQ
Reicht ein dicker Teppich als Trittschalldämmung?
Ein dichter Teppich mit schwerer Unterlage dämpft Raumschall und etwas Trittgeräusch im selben Raum, verbessert aber die Übertragung nach unten nur begrenzt. Für spürbar weniger Lärm zum Nachbarn brauchen Sie eine entkoppelte Schicht unter dem Bodenbelag.
Was tun bei knarrenden Dielen vor der Verlegung?
Dielen auf Balken verschrauben, lockere Stellen nachsetzen, Fugen mit Parkettspachtel schließen. Dünne Holzfaserplatten 5 bis 10 mm entkoppeln zusätzlich. Erst dann Unterlage und Belag verlegen.
Kann ich über einer Fußbodenheizung dämmen?
Ja, wenn Sie Unterlagen mit geringer dynamischer Steifigkeit und niedrigem Wärmewiderstand wählen. Summe aus Unterlage und Belag unter 0,15 m2K/W halten und Herstellerfreigaben beachten.
Muss ich die Verbesserung messen lassen?
Im Wohnalltag nicht. Wenn es Streit in der WEG gibt oder Baumaßnahmen abgenommen werden, kann eine Schallmessung nach DIN sinnvoll sein. Für Mietwohnungen reichen reversible Maßnahmen meist aus.
